"Die Diagnose und die Verlaufskontrolle entzündlicher Darmerkrankungen wird normalerweise über Blutuntersuchungen und vor allem durch endoskopische, radiologische und histologische Verfahren durchgeführt. Die Invasivität dieser Verfahren belastet den Patienten stark und so wurde schon länger nach Alternativen zu diesen Untersuchungen gesucht. Bei entzündlichen Darmerkrankungen wird das Darmepithel zerstört und dadurch die Integrität und die Funktion des Darmes stark beeinträchtigt. Weiße Blutkörperchen wandern in den Darm ein und sind daher ein gutes Maß für den Grad der Entzündung. Die Bestimmung von Markerproteinen lässt histopathologische Rückschlüsse auf das Geschehen im Darm zu.
Calprotectin ist ein Calcium und Zink bindendes Protein aus humanen polymorphkernigen Granulozyten (PMN) und in geringerer Konzentration auch aus Monozyten und Makrophagen. Mit der Bestimmung des fäkalen Calprotectin wird das Ausmaß der Granulozyteneinwanderung ins Darmlumen erfasst, wobei die Höhe der Messwerte mit der Schwere des zellulären entzündlichen Prozesses an der Darmschleimhaut korreliert. Daher ist mit der Bestimmung des fäkalen Calprotectin eine Quantifizierung der Entzündungsreaktionen aus dem Stuhl möglich. Ebenso kann der Erfolg einer antientzündlichen Therapie überwacht werden. Erhöhte Werte im Stuhl weisen auf entzündliche Prozesse im Darm hin, ohne allerdings auf die Ursache oder die Lokalisation zu zeigen. Bei starken Durchfällen kann es durch den erhöhten Wassergehalt im Stuhl zu Verdünnungseffekten kommen. Durch immunsupprimierende Therapie (z.B. Kortikoide) wird der Wert erniedrigt."